Jährlich gedenken wir am Volkstrauertag unter anderem den Opfern der Kriege. In diesem Jahr wurde uns dies durch einen Krieg mitten in Europa erneut vor Augen geführt, sodass sich die Kranzniederlegung am Volkstrauertag nicht nur als eine Vergangenheitsbewältigung darstellte.
Am 13. November versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger am Mahnmal in der Bismarckstraße, um an die Opfer von Gewalt, Terrorismus, politischer Verfolgung und Kriege zu erinnern.
Ich danke den Vertreterinnen und Vertretern der Stadtratsfraktionen, der Marinekameradschaft, der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, der Kirche und den Bürgerinnen und Bürgern, dass sie an dieser Zeremonie teilgenommen haben.
Ich hatte in diesem Jahr die Ehre, meine Gedanken in Worte zu fassen und versuchte, die Brücke von den Weltkriegen, die für viele Menschen schon lange vergessen sind, zum aktuellen Kriegsgeschehen mitten in Europa, der Ukraine, zu schlagen.
Fast schon zynisch ist es, dass die Städte, die bereits 1941 durch die deutsche Wehrmacht attackiert wurden, auch heute zu zentralen Kriegsgebieten wurden: Kiew, Charkiv, Odessa, Zhitomir und Lviv (Lemberg).
Für Deutschland besteht die historische Verantwortung darin, nie wieder gleichgültig gegenüber Opfern von Krieg und Gewalt zu sein. Aus diesem Grund soll der Ukraine auch unsere uneingeschränkte Solidarität gelten – humanitär vor Ort und in unserem Land, wie auch militärisch durch die Lieferung von Waffen, damit sich das Land gegen den Aggressor Russland verteidigen kann.
Und dennoch werden auch durch diesen Krieg Verwüstung, Elend, Leid und viele Tote zu beklagen sein – auf beiden Seiten, nicht nur militärisch, auch bei Zivilisten – und mittlerweile sogar durch eine fehlgeleitete Rakete im Nachbarland Polen.
Deutschland hat sich im Frieden eingerichtet und delegierte seine Sicherheitspolitik gerne zu den EU-Außengrenzen. Der Krieg in der Ukraine hat unser in seinen Grundfesten erschüttert. Durch den russischen Einmarsch in der Ukraine ist nichts mehr wie es war und viele politische Einstellungen müssen überdacht werden.
Und so rücken auch wieder Bundeswehr, Verteidigungspolitik, Einsätze der Soldatinnen und Soldaten und damit unweigerlich auch die Gefahr von Gewalt und Tod in die Mitte der Gesellschaft.
Die Kranzniederlegung an den Mahnmalen in der Bismarckstraße, dem Friedhof Bildstock und dem Denkmal der Marinekameraden soll Ausdruck unserer Trauer gegenüber den zahlreichen Verstorbenen sein.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.
Ihr Christian Jung
Die gesamte Rede zum Volkstrauertag können Sie hier nachlesen.